Dietmar Wischmeyers Logbuch: Handybesitzer
Meine Name ist Dietmar Wischmeyer und dies ist das Logbuch einer Reise durch das
Land der Bekloppten und Bescheuerten. Hier ist mein Bericht.
Irgendwann kommt der Tag, da hast du einfach Bock drauf, vor einem Restaurant wie ein nierenkranker Puma hin- und
herzulaufen, und immer zu murmeln: "Moment, Moment das muss ich erst noch mit New York besprechen." Okay.
Aber wenn du das machst, kommen ruck zuck die weißen Männer und schmeißen dich hinten in ihren
Kombi rein. Was tust du also? Du kaufst dir ein Handy. Damit kannst du so ziemlich jeden Scheiß für
normal verkaufen. Zum Beispiel kannst du auch während eines stinkend langweiligen Meetings dein Handy in die
Hose stecken und dich alle viertel Stunde von deiner Sekretärin anrufen lassen, aber nicht rangehen. Es gibt
ja jetzt diese Geräte die nicht klingeln, sondern bloß noch vibrieren - weißt du Bescheid?
Und dann - wow wow wow - bist du mit einem Handy überall und immer erreichbar. Wenn der Pupsi-Markt bei dir
an der Ecke das Pfund Grillrippe für 1,98 auf den Markt schmeißt - super - legt er dir das Angebot eben
auf dein Handy-Fax. Arm dran sind die, die noch keine Faselfunke haben und plötzlich die protzige Hilfsbereitschaft
eines Handyheinis reingewürgt kriegen. Du fragst jemanden harmlos nach dem Weg, schon zückt er die Handquatsche
und legt los: "Einen Moment, ich hol' mir über meinen Server die GPS-Daten von dieser Straßenecke
hier, der vergleicht das mit der NASA-Netzkarte von Mitteleuropa, in 'ner guten Stunde ruft mich meine Mailbox
an und wir wissen Bescheid.
Har-har-har, bin ich ein cooler Stecher!" Dabei wolltest du bloß wissen, wo hier ein öffentliches
Scheißhaus is und da ist natürlich eine Stunde kampfentscheidend, würd' ich mal sagen.
Die normale Weltsicht des Handyman ist allerdings nicht auf Hilfsbereitschaft gepolt. Da gibt es erstmal ihn und
sein blödes Handy und dann existieren da noch ca. 5 Milliarden Schwachmatten auf der Welt. Die sitzen irgendwo
doof rum, haben nix zu tun und warten auf seinen Anruf. Diese etwas egozentrische Annahme verführt den Behämmerten
dazu, wegen wirklich jedem Scheiß bei anderen Leuten anzurufen. "Du Schatz, ich sitz hier gerade im
ICE auf der Toilette und wollte dir nur sagen, dass du kein Papier einkaufen musst, ich versuch was aus dem Zug
zu klauen." Noch schöner, einen der Freddies in flagranti zu ertappen, wie er seine mordswichtigen Anweisungen
um den Globus schickt. Oper, 1. Akt, 2. Reihe, 3. Blödmann von rechts: "Hallo Herr Banomag? Hier Doktor
Blödmann. Ordern sie bitte 30 rosa Flachheizkörper Modell Brigitte mit gekröpftem Auslassventil
Hugo 2." Vor Ehrfurcht zuckt der unfreiwillige Ohrenzeuge im Theatersessel zusammen - bibber - das also ist
der Herrscher über das Auslassventil Hugo 2. Meine Fresse muss der was zu sagen haben. Flachheizkörper
Brigitte - oh Lala.
Nun ist aber Handybesitzer nicht gleich Handybesitzer. Da gibt's das analoge C-Netz, riecht 'n bisschen nach Ostblocktechnik,
ist aber quasi der alte Adel der wireless Society. D1 und D2 tun sich nix. Komisch ist nur die schlüpfergrüne
Fernquatsche von E-plus. Die Versagerfunke schlechthin. Wird nur benutzt von Studenten, Arbeitslosen, Frauen und
SPD-Mitgliedern also vom Gesocks. Das Teil kannst du gerade noch auf'm Sozialamt bringen, auf'm Arbeitsamt reicht
das schon das du nie wieder einen Job kriegst. Das Ding is so weit hinten, dass wird ja schon vom vietnamesischen
Zigarettenhändler vorm Bahnhof angeboten.